Raumklang – Oticon – Inium Sense

Hörgerätefunktionen im Detail. Heute: Raumklang von Oticon

Der menschliche Hörapparat ist auf binaurales Arbeiten ausgelegt (bi = zwei). Das bedeutet, dass Signale über 2 „Empfänger“ (unsere Ohren), die für verschiedene Hörrichtungen zuständig sind, aufgenommen und an das Hörzentrum in Gehirn weitergeleitet werden. Diese Binauralität versetzt den Menschen in die Lage Richtungen und Entfernungen von Signalquellen zuverlässig einzuschätzen. Möglich gemacht wird diese Unterscheidung von Signalen durch die sehr feinen Unterschiede die sich ergeben, wenn Schall aus ein und derselben Quelle mit 2 unterschiedlichen Ohren aufgenommen wird.

Die Funktion „Raumklang“ der Firma Oticon hilft dem Hörgeräteträger diese Signaldifferenzen auch mit einer Hörminderung nutzen zu können, indem sie die Unterschiede der eingehenden Information auf linker und rechter Seite einer binauralen Versorgung hervorhebt und für den Hörgeräteträger nutzbar macht.

Die Technik von Raumklang im Detail:

Die Unterschiede in den Signalen die aufgenommen werden, setzen sich aus interauralen Laufzeit- und Pegelunterschieden zusammen. Die Laufzeit ist die Zeit, die der Schall benötigt um eine gewisse Strecke zurückzulegen (Schallgeschwindigkeit bei Normalluftdruck = ca. 340Meter/Sekunde). Da die beiden Ohren, und somit auch die Mikrofone von rechtem und linkem Hörgerät einen gewissen Abstand zueinander haben, ergibt sich an beiden Punkten ein jeweils anderer Zeitpunkt zu dem das Signal registriert wird. Bei einer Schallquelle z.B. die sich komplett auf der linken Seite eines Hörgeräteträgers befindet, trifft der Schall am rechten Ohr circa 0,5 Millisekunden später ein als am linken, denn um das rechte Ohr zu erreichen mussten weitere 17,5 Zentimeter (Durchschnittswert) zurückgelegt werden. Ein weiterer Unterschied schlägt sich im Pegelverhalten der 2 Signale nieder, bedingt durch die Form des Kopfes und der Ohrmuscheln. Diese führen zu Dämpfungen, Beugungen, Reflexionen und Resonanzen, welche eine ohrspezifissche Veränderung der Schallwellenausbreitung bewirken. Dadurch ergeben sich anatomisch bedingte Pegeleigenheiten im Frequenzspektrum, besonders im Bereich zwischen 4kHz und 10kHz (tiefere Frequenzen tragen aufgrund ihrer größeren Wellenlänge weniger zur Ortung bei). Ein akustischer Fingerabdruck, welcher für jedes Ohr einzigartig ist.

Unserem Gehirn reichen diese feinen Differenzen um beurteilen zu können wie weit eine Schallquelle entfernt ist, oder in welcher Richtung sie sich befindet. Da sich die meisten Hörverluste jedoch durch einen Hochtonabfall bemerkbar machen, wird oft der wichtige Frequenzbereich zwischen 4kHz und 10kHz in Mitleidenschaft gezogen, was die Fähigkeit den akustischen Fingerabdruck lesen zu können, beeinträchtigen kann.

Die Funktion Raumklang von Oticon hilft nun dabei diese Unterschiede wieder nutzbar zu machen, indem sich die beiden Hörgeräte der binauralen Versorgung ständig miteinander austauschen und spektrale Unterschiede abgleichen. Diese Unterschiede können durch eine herkömmliche Signalverarbeitung der Hörgeräte verloren gehen bzw. negiert werden (Kompression). Raumklang registriert diese Unterschiede bevor das Signal individuell für den Hörgeräteträger „geformt“ wird und stellt sicher, dass das resultierende Signal diese Informationen nach der Bearbeitung noch immer aufweist. Der akustische Fingerabdruck bleibt dem Hörgeräteträger somit erhalten, und dem Gehirn steht die optimale Spanne an natürlichen Informationen zur Verfügung um Schallereigisse im Raum zu lokalisieren.Raumklang 2.0 und 3.0Viele Funktionen der Hörgeräte von Oticon arbeiten Hand in Hand um sich bestmöglich zu ergänzen. So bildet z.B. Raumklang zusammen mit den Techniken 3D-Lärm-Management und Speech-Guard 2.0 ein System aus Funktionen, welche zusammen unter dem Begriff „Raumklang 2.0“ zusammengefasst werden. Hörgeräte des Typs Alta2 Pro verfügen zudem noch über eine erweiterte Personalisierbarkeit der Einstellungen die der Akustiker vornehmen kann. Dieser High-End-Zusammenschluss von Funktionen wird „Raumklang 3.0“ genannt.

Chiptechnologie:funktionenicon

  • Oticon Inium Sense
  • bildet zusammen mit dem „3D Lärm-Management“ und „Speech Guard 2.0“ die Features „Raumklang 2.0″ und Raumklang 3.0“

Verfügbar in den Technikstufen:

  • Nera2 Pro (nur Raumklang)
  • Alta2 Pro (Raumklang 3.0)

 

 

Über Werner Eickmann

Seit 1993 arbeite ich in der Hörgeräteakustik. Als selbständiger Hörakustikmeister und Familienvater mit 4 Kindern nutze ich viel der wenigen freien Zeit für diese Homepage.

Hunde, Katzen, Hühner, Schafe und Meerschweinchen, sowie Axolotl, Fische und Wellensittiche sorgen für ein angenehmes akustisches Umfeld zu Hause, das ab und an durch Mundharmonika, Klavier und Gitarre bereichert wird.

Ein Hörgerät ist immer nur so gut wie die Fähigkeit des Akustikers. Wie gut der Akustiker jedoch seine Fähigkeiten ausspielen kann, legt die Technik des Hörgerätes fest.

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